Die gängige Definition für einen Anzug ist relativ einfach: Er besteht aus Jackett, Weste und Anzughose. Alle drei Teile sind aus demselben Stoff gefertigt und in derselben Farbe gehalten. Lediglich die Weste darf bei einigen Anzugvarianten wie dem Frack oder dem Cutaway Kontraste bilden oder bunt sein. Wenn man sich aber umschaut, sieht man die klassische Anzugweste immer weniger. Grund dafür ist zum einen die Praktikabilität. Permanent noch eine Weste unter dem Sakko zu tragen, kann einen beruflichen Anzugträger insbesondere bei sommerlichen Temperaturen schnell ins Schwitzen bringen. Dazu kommt, dass die Weste bei einem Zweireiher oder einem hochgeschlossenen Einreiher sowieso nur wenig zu sehen ist und in optischer Hinsicht somit wenig praktischen Nutzen stiftet. Und schließlich braucht auch die Taschenuhr keine Westentasche mehr.
Doch dass die Weste heutzutage eher Accessoire ist denn integraler Bestandteil eines Anzugs, ist eine neumodische Entwicklung. Vom 19. Jahrhundert bis in das 20. Jahrhundert hinein galt die Weste als zwingender Teil des Anzugs. Auch wenn es heute ab und an als schick gilt, nur eine Weste ohne Sakko zu tragen, so war das damals ein absoluter Stilbruch. Die Weste besteht nämlich nur in ihrer Vorderseite aus dem Anzugstoff. Die Rückseite wird aus Futterstoff angelegt. Daher galt es als höchst unfein, das „unfertige“ Kleidungsstück komplett zu zeigen. Aus diesem Umstand entstand die Smoking Jacke. Diese wurde ursprünglich nur angezogen, wenn die Herren vor oder nach dem Essen in das Raucherzimmer gingen und verhindern wollten, dass die restliche Kleidung den Rauchgeruch annimmt. Da die Damen zu der Zeit nicht oder nur selten rauchten, war die Smoking Jacke eine Geste an die Damenwelt.
Die Anzugweste gilt heutzutage als etwas steif und ist daher vor allem für formellere Veranstaltungen gedacht. Gleichzeitig gilt sie auch als elegant und als Blickfang. Auch für größere Veranstaltungen, auf denen ein Smoking oder ein Frack als Abendgarderobe notwendig ist, ist eine Weste unverzichtbar. Man sollte aber auch immer beachten, wie sie zu tragen ist. Wie erwähnt, sollte die Weste nicht ohne Sakko gezeigt werden. Außerdem ist es Brauch, den untersten Knopf offen zu tragen. Der Legende nach hat Eduard VII. diesen Trend aus einem ganz praktischen Grund erfunden: Vor lauter Übergewicht konnte er diesen Knopf nicht schließen.
Es stellt sich abschließend die Frage, ob man beim Anzugkauf auf eine Weste bestehen soll. Die Antwort lautet Ja. Denn einerseits kann sie auf den entsprechenden Anlässen unverzichtbar sein, und andererseits kann man sie bei informellen Veranstaltungen leicht und schnell weglassen. Es ist also immer ratsam, ein oder auch zwei Dreiteiler in der Garderobe zu haben, und eventuell auch mit verschiedenfarbigen Westen. Der Gentleman ist schließlich auf jeden Anlass vorbereitet.
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