Souveräne Umgangsformen auf dem gesellschaftlichen – manchmal sehr glatten – Parkett, hat der Gentleman von heute längst verinnerlicht. Im Restaurant hingegen gerät die gute Kinderstube mitunter in Vergessenheit.
UNBEKANNTES TERRAIN
Es beginnt schon beim Betreten des Restaurants. Nicht die Dame betritt zuerst das Lokal, sondern der Mann. Ein weit verbreiteter Fehler, der sich jedoch aus der Geschichte leicht erklären lässt.
Als Begründung wird oft angegeben, dass in früheren Zeiten beim Betreten eines Gasthofes Vorsicht angebracht war und es dem Mann oblag, zunächst die Sicherheitslage zu inspizieren.
Andere Länder, andere Sitten: In Italien betritt die Frau zuerst das Lokal, weil man zuerst ihr die Aufmerksamkeit der Anwesenden zukommen lassen möchte. Eine wesentlich charmantere Begründung.
Selbstverständlich hält er dennoch seiner Begleiterin die Tür auf und erkundigt sich anschließend beim Ober nach einem freien Tisch beziehungsweise der zuvor getätigten Reservierung.
Bei der Abgabe der Garderobe nimmt immer der Begleiter der Dame den Mantel ab und übergibt dann beide Mäntel an den Ober. Zu keinem Zeitpunkt lässt er zu, dass der Ober die Dame berühren könnte. Auf dem Weg zum Tisch geht der Oberkellner vor, gefolgt von der Dame, hinter ihr der Herr. Am Tisch angekommen, darf der Kellner der Dame den Stuhl näher schieben, damit sie sich setzen kann.
DAS PROLETENBESTECK
Es empfiehlt sich, schon vor dem Betreten des Restaurants das Handy lautlos zu schalten. Brille, Schlüsselbund, Geldbörse und Handy, das sogenannte Proletenbesteck, gehören nicht auf den Tisch. Der Gentleman hat die Brille auf der Nase und den Rest der Utensilien in seinem Jackett verstaut. Alternativ bietet sich auch die Handtasche der Begleiterin an – vorausgesetzt beide sind sich bereits zuvor vertraut.
DIE SERVIETTE
Noch bevor die Speisekarte gereicht wird, kann die Serviette „aufgebrochen“ und auf den Schoß gelegt werden. Oder die Serviette, die oft zu einem Kunstwerk drapiert war, wird locker zusammengefaltet und rechts neben dem Besteck abgelegt, sodass die geschlossene Seite nach außen zeigt.
Nachdem die Bestellung aufgenommen, und die Speisekarte zurückgegeben wurde, kann die Serviette auf den Schoß gelegt werden. Die geschlossene Seite zeigt dann nach vorne zu den Knien. Die zu öffnende Seite liegt Richtung Körper. Vor jedem Anheben der Gläser werden die Mundwinkel mit der Innenseite der Serviette abgetupft.
GLÄSER-ETIKETTE
Die Reihenfolge, aus welchen Gläsern zuerst getrunken wird, ist leicht zu merken: von rechts nach links. Gläser mit Stiel fasst der Gentleman immer am Stiel an, niemals am Kelch. Der Sommelier achtet auf wohltemperierten Wein. Der Gentleman weiß, dass Weißwein seine Aromen am besten bei 6 bis 8 Grad und Rotwein bei 16 bis 18 Grad entfaltet.
BESTECK & GEDECK
Das erste Besteck, das der Gentleman zur Vorspeise aufnimmt, liegt ganz außen – rechts und links. So wird das Besteck immer weiter von außen nach innen benutzt. Hier gilt: Besteck, das einmal aufgenommen wurde, erfährt keine weitere Tischberührung. Das Besteck liegt während einer Essenspause gekreuzt auf dem Teller. Die Gabelzinken nach oben, sodass man eine eventuelle Gravur auf der Rückseite der Gabel nicht sehen kann. Ist das Essen beendet, wird das Besteck parallel auf vier Uhr gelegt. Das Messer liegt oberhalb der Gabel.
APPETITMACHER
Der Brotteller (Couvert-Teller) samt Buttermesser ist links neben dem Besteck eingedeckt. Der Gentleman bedient sich am Brotkorb und nimmt etwas Butter oder sonstigen Aufstrich auf seinen Brotteller. Er bricht ein mundgerechtes Brotstück ab, streicht mit dem Messer etwas Butter darauf und steckt es komplett in den Mund. Ein Gentleman wird sich keine Stulle schmieren oder das Butterbrot abbeißen. Es sollen ja nur Appetithäppchen zum Aperitif sein.
SUPPE – HEISSGELIEBT
Wird eine Suppe serviert, wird der Löffel in die Suppe getaucht und dann am hinteren Tellerrand leicht abgestreift. So kann der Tropfen, der sich bei jeder Suppe unterhalb des Löffels gebildet hat, nicht die Kleidung beschmutzen. Ein kleiner Rest verbleibt immer im Suppenteller, denn dieser wird nicht gekippt. Eine Suppentasse hingegen darf mit beiden Händen an den Henkeln zum Mund geführt werden. Doch nur, wenn es sich um eine klare Suppe handelt und die Einlage bereits herausgelöffelt wurde.
DAS GEHEIMNIS DER LANGSAMKEIT
Nur keine Hast. Niemand isst Ihnen etwas weg.
Ein Verschlingen der Mahlzeit ist somit ausgeschlossen und der Gentleman punktet durch seine Tischmanieren. Ein Sprichwort dazu lautet: »Iss zuhause wie beim König, dann isst Du beim König wie zuhause. «
BEI TISCH
Der Gentleman legt nur die Hände auf den Tisch, nicht den Arm. Wenn versehentlich eine Gräte mit dem Fisch im Mund gelandet ist, führt man die Gabel zum Mund und legt die Gräte auf einem extra bereitgestellten Grätenteller, oder am eigenen Tellerrand ab. Gräten und anderes Unangenehmes im Mund geht raus wie rein: mit der Gabel. Zahnstocher werden zwar an den Tisch gebracht, kommen aber erst in der Keramikabteilung zum Einsatz. Niemals bei Tisch.
Zum Rauchen wartet der Gentleman bis nach dem letzten Gang: So vermeidet er, dass sich andere Gäste durch kalten Zigarettenrauch gestört fühlen könnten. Zum Bezahlen geht der Gentleman direkt zum Kellner. Er begleicht diskret die Rechnung und vermeidet, dass sein Gast erfährt, was ihm das Dinner oder auch der Lunch Wert war.
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