Der Sommer hat einen undankbaren Job. Zuerst wird er lang ersehnt, doch wenn er dann endlich da ist, wird er allgemein als zu heiß oder zu kalt empfunden. Der Sommer 2021 fällt bisher in die erste Kategorie. Laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) liegt die Wahrscheinlichkeit für einen überdurchschnittlich heißen Sommer dieses Jahr bei 60 Prozent. Nachdem der Mai zu kalt ausgefallen war, kamen die hohen Juni-Temperaturen für die meisten Menschen zu schnell. Fast hatte man das Gefühl, dass auf sibirische Kälte sahara-ähnliche Zustände folgten. Doch nur, weil die Temperaturen steigen, heißt das noch lange nicht, dass der moderne Gentleman auf guten Stil verzichten muss. Mit ein paar Anzug-Tipps wird auch der Business Dresscode im Sommer eine leichte Übung.
Wir leben glücklicherweise in einer Zeit, in der sich die Klimaanlage bereits durchgesetzt hat – zumindest in den meisten Büros und Geschäften, selbst einige öffentliche Verkehrsmittel kämpfen tapfer gegen die Sommerhitze an. Doch was, wenn nicht? Darf der Anzug dann zugunsten von Shorts und T-Shirts im Schrank bleiben? “Das kommt auf den Job und die Unternehmenskultur an”, weiß der Anzugexperte. “Es macht einen Unterschied, ob man im Sportgeschäft tätig ist oder in der Bank. Anzug zu tragen zeugt jedenfalls von gutem Geschmack und Respekt gegenüber den Menschen, mit denen er zu tun hat, etwa Kunden.” Sollte es unerträglich heiß und eine Klimaanlage nur Wunschdenken sein, kann der Gastgeber nach der Begrüßung seinen Kunden höflich fragen, ob er der Hitze wegen sein Sakko ablegen kann. Anders verhält es sich in einem Meeting. Hier kann nur der Gastgeber bestimmen, ob Sakko getragen wird oder nicht.
Bei wichtigen Terminen sollte man trotz sommerlicher Temperaturen zum Business-Anzug in dunklen Farben greifen. Denn die vermitteln mehr Kompetenz, der Träger wird als vertrauens- und glaubwürdiger eingestuft. Mehr Spielraum gibt es bei der Wahl des Stoffes. Am besten eignet sich ein Anzug aus einer Schurwolle-Seiden-Mischung. Die Seide hat einen kühlenden Effekt, während die Wolle dem Anzug Stabilität verleiht. Leinen ist im Sommer zwar überaus angenehm, eignet sich aber nur für Freizeitanzüge, weil der Stoff so stark knittert. Atmungsaktive Stoffe aus gekreppten Garnen und leichte Wolle sind ebenfalls tragbare Alternativen. Eine schlechte Wahl sind Anzüge mit hohem Kunstfaseranteil. In ihnen schwitzt man nicht nur leichter, es entwickeln sich auch unangenehme Gerüche schneller und intensiver.
Unter dem Business Anzug trägt der Gentleman von Welt ein klassisches Hemd mit langen Ärmeln. Obwohl es auf den ersten Blick nicht logisch erscheint, empfiehlt sich auch im Sommer ein T-Shirt darunter. So kann man nicht nur Schweißflecken vermeiden, sondern auch Gerüche. Der Profi hat in seinem Büroschrank immer ein frisches Hemd und Unterhemd parat – für den Fall der Fälle. Generell gilt: Overdressed zu sein ist immer besser, als underdressed aufzutreten. Mit einem klassischen Anzug machen Sie in dieser Hinsicht nichts falsch.
Informelle Veranstaltungen und Freizeitaktivitäten lassen mehr Spielraum. Der moderne Gentleman, der auch dann auf den stilvollen Look setzt, greift dann zu helleren Stoffen und ungefütterten bzw. halbgefütterten Sakkos. Die Krawatte kann zuhause bleiben. Immer noch kontrovers diskutiert ist die Frage, ob es statt eines Hemdes auch ein T-Shirt sein darf. Wie so oft ist die Antwort hier Geschmackssache. Im Freizeitbereich spricht nichts dagegen. Dann darf es übrigens auch der Sneaker zum Anzug sein.
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