„Moden vergehen, Stil bleibt bestehen” (Yves Saint Laurent)
Das Zitat des Modedesigners beschreibt das Wesen der Mode, sich ständig zu verändern und immer wieder neu zu erfinden – wobei es die höchste Schneiderkunst ist, zeitlose Kreationen zu erschaffen, die als Klassiker in die Geschichte eingehen und immer als tragbar gelten. Das Geheimnis eines perfekten Stils liegt in der gekonnten Symbiose aus solch klassischen und modernen Elementen. Es gibt einige Konstanten, die seit Jahrzehnten nur geringfügigen Änderungen unterworfen sind – wie gewisse Kombinationen von Hemd– und Anzugsschnitten und – stilen sowie anlassbezogene Dresscodes. Diese werden durch variable Elemente ergänzt, die einem ständigen Wandel unterliegen, und müssen saisonal individuell recherchiert werden. Sie dienen dazu, dem Look einen aktuellen und modischen Touch zu verleihen. Typisch hierfür sind kleine Details: So mag bei einem Anzug das Revers einmal breiter oder schmäler sein, die Ärmellänge aber blieb in den letzten Jahrzehnten ebenso gleich wie die Grundschnitte der Sakkos. Auch die Krawatten sind je nach Trend einmal schmäler oder breiter, werden eine Zeit lang länger oder kürzer getragen, präsentieren sich entweder Ton in Ton mit dem Hemd oder als starker Farbkontrast, um einen auffälligen Akzent zu setzen – und doch ist sie seit etwa 100 Jahren fixer Bestandteil des Männer-Stylings.
Schließlich überholt sich die Mode manchmal selbst und offeriert gegensätzliche Paralleltrends, bei denen es nur mehr auf die individuelle Interpretation ankommt. Zudem gibt es regionale und kulturelle Unterschiede. Modemutige Italiener tragen gerne körpernahe, gewagte und oft farbenfrohe Outfits, in denen sich Mitteleuropäer zumeist nicht wohlfühlen. Auch Alter, Stilpersönlichkeit und Physiognomie schränken die Möglichkeit ein – insbesondere bei einem modischen Styling. Die richtige Balance zwischen stylish und altbacken zu finden, erfordert Wissen, Geschmack und Mut.
Der strategische Einsatz von Kleidung
Wir benötigen bei Weitem nicht so viel neue Kleidung, wie wir sie in den Wohlstandsländern konsumieren. Sie dient hier in erster Linie als soziales Statement, besonders in der Geschäftswelt, in der kaum Zeit für aufwendiges Sozialengagement ist. Menschen, die sich selbst optisch gut verkaufen können, sind meist erfolgreicher als eher unscheinbare Kollegen. Ein gelungener Gesamteindruck ist neben Gepflegtheit und passendem Dresscode auch die Summe vieler kleiner Details wie strategisch gewählte Muster, Schnitte oder Farben. So kann die Wirkung einer Person völlig unterschiedlich ausfallen, wenn bei Anzug-Hemd-Krawatten-Kombination helle, freundliche Farben, kräftige Kontraste oder dezente gedeckte Farben verwendet werden.
Je nachdem, welchen Eindruck man dem Gegenüber vermitteln möchte, können auch gewisse Stylings Stimmungen forcieren. Anzug-Hemd-Krawatten-Kombinationen wirken immer förmlich, distanziert und unterstreichen in den meisten Branchen die berufliche Kompetenz. Ein offener Kragen kann hingegen als ein Statement gegen das Establishment verstanden werden oder signalisiert eine lockere, ungezwungene Lebenseinstellung, wodurch die Kommunikation auf eine ebensolche ungezwungene Stufe gestellt wird. Noch legerer, schon fast auf privater Basis, ist ein Styling, das auf Anzug und Krawatte gänzlich verzichtet. Die mag eine gute Wahl sein, wenn eine lockere Atmosphäre sowie emotionale Nähe vermittelt werden soll, um den Gesprächspartner etwaige Scheu zu nehmen.
Auch die Passform des Outfits verrät viel über die Persönlichkeit ihres Trägers. Ein perfekt sitzender, hochwertiger Anzug wirkt geschmackvoll und stilsicher. Er ist wie eine moderne Rüstung, die Kompetenz und Macht ausstrahlt. Ein zu groß geschnittener Anzug deutet darauf hin, dass man möglicherweise seiner Aufgabe nicht gewachsen ist. Diese Disharmonie von Inhalt und Form signalisiert hier dem Unterbewusstsein sowohl kleidungstechnisch als auch in Sachen Kompetenz ein Manko. Ähnliches gilt für die Körperhaltung. Je nach Haltung kann man Geradlinigkeit, Offenheit und Selbstbewusstsein signalisieren, aber auch linkisch, misstrauisch oder arrogant wirken.
Im nächsten Blog behandeln wir: Guter Geschmack ist erlernbar, Die perfekte Styling-CI und Stilpersönlichkeiten!
Copyright: Irmie Schüch-Schamburek
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