Geschmack und ein feines Gespür für Farben, Formen und Stile können bis zu einem gewissen Grad erlernt werden. Menschen mit musischem Talent haben oft eine natürliche Gabe für ein harmonisches Styling, rational talentierte Menschen sind in Stilbelangen meist weniger geschickt, haben aber dafür ihre Talente in anderen Bereichen. Für diese Gruppe sind möglichst genaue Vorgaben und Information wichtig. Sie sollte sich einerseits an den Stilknigge halten, der die korrekte Passform beschreibt sowie vorschreibt, wann und wie Stile, Farben und Schnitte zu tragen und zu kombinieren sind, und sich andererseits an modischen Trends orientieren, die bei einem Schaufensterbummel zumeist gut erkennbar oder in Magazinen sowie im Internet leicht zu recherchieren sind und gewisse Richtlinien im Styling vorgeben.
Eine geschmackvolle Zusammenstellung der Garderobe sollte nicht nur den 08/15 – Anforderungen entsprechen, sondern Feingefühl, Stil und Klasse zeigen. Des Weiteren unterstreicht eine gute Qualität der Bekleidung die Persönlichkeit positiv und ist ab einer gewissen beruflichen Position sowie einem gewissen Alter unerlässlich. Schließlich sollte man sich in seiner Kleidung wohlfühlen, wofür ein möglichst hoher Tragekomfort und Authentizität unentbehrlich sind.
Die hohe Kunst des Stylings versteht es, einer Person eine eigene CI (Corporate Identity) zu geben, einen hohen Wiedererkennungswert, der darüber hinaus auch positiv wahrgenommen wird. Dies kann einerseits durch gewisse Farben oder Accessoires, wie etwas durch das ständige Tragen einer Fliege oder eines Hutes, erreicht werden, andererseits durch das gesamte Styling an sich – was die wesentliche schwierigere, aber raffiniertere Variante darstellt. Die Styling – CI darf allerdings nicht als etwas Absolutes verstanden werden, da verschiedene Anlässe auch verschiedener Outfits bedürfen. So sollte beispielsweise in einem Bierzelt kein feiner Nadelstreif getragen werden.
Über die Styling – CI kann man auf subtile Art und Weise Nähe oder Abgehobenheit demonstrieren – sich entweder als dazugehörig positionieren oder sich bewusst durch das Brechen von Dresscodes gegenüber der Gruppe abgrenzen. Über das Styling findet man eine emotional wirkende Schiene, seinem Gegenüber seine Ausrichtung, seine kulturelle Basis oder seinen Standpunkt zu kommunizieren. Wer es versteht, auf diesem psychologischen Parkett zu tanzen, verschafft sich Vorteile und kann seine Zielsetzung rascher und effektiver erreichen. Dabei ist es jedoch besonders wichtig, immer seine Glaubwürdigkeit zu behalten.
„Ändert sich der Zustand der Seele, so ändert dies zugleich auch das Aussehen des Körpers und umgekehrt: Änderst sich das Aussehen des Körpers, so ändert dies zugleich auch den Zustand der Seele.“ Diese Weisheit von Aristoteles gilt nicht nur für den Körper, sondern auch für die Kleidung. Und auch der griechische Philosoph Heraklit weist mit seinem Zitat „Panta Rhei – Alles fließt. Es gibt nichts Dauerhaftes außer der Veränderung“ darauf hin, dass die persönliche Entwicklung eines Menschen und somit zumeist auch sein Styling einem stetigen Wandel unterliegt. Schließlich sollen das Innere und das Äußere eine harmonische Einheit bilden, um Persönlichkeit, Charme und Physis bestmöglich zu präsentieren.
Und ebenso wie bei jeder neuen geistigen Programmierung ist auch bei der Bekleidung eine schrittweise Veränderung oft zielführender als eine Radikalkur. Sollten neue Farben vorerst besser dezent eingesetzt werden und neue Stilelemente anfangs bei Details oder Accessoires ausprobiert werden. Dadurch wird die Garderobe sukzessive ergänzt, der Stil typgerechter und moderner.
Jeder Mensch verkörpert entsprechend seiner Persönlichkeit und Physiognomie einen oder mehrere Stilpersönlichkeiten. Sie bilden die Grundlage der jeweiligen Garderobe, die dann in die verschiedenen Stilrichtungen akzentuiert werden kann. Die häufigsten Archetypen sind der sportliche, der klassische, der modische, der extravagante sowie der legere Typ. Um die eigene Glaubwürdigkeit zu unterstreichen, ist es wichtig, seiner Persönlichkeit bis zu einem gewissen Grad immer treu zu bleiben. So wird sich der legere Typ in einem körpernahen, hochmodischen Anzug kaum wohlfühlen. Ein etwas kompletter geschnittenes Modell, eventuell im amerikanischen Schnitt oder mit dezenten, nicht zu konservativen Farbkombinationen sowie einem komfortablen Stretch – Anteil im Stoff, ist hingegen ein guter Kompromiss zur heiß geliebten Jeans mit Shirt. Ein extravaganter Charakter wiederum wird sich in einem konservativen englischen Anzugstil nicht wohlfühlen, kann seinem persönlichen Stil aber bei formellen Anlässen durch einen italienischen Anzugschnitt oder ausgefallene Farbkombinationen von Hemd und Krawatte Ausdruck verleihen.
Das nächste Mal beleuchten wir das Thema „Colour-Styling“
Copyright: Irmie Schüch-Schamburek (Dresscode Man)
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