Berühmte Anzugträger: Happy Birthday, Charlie Chaplin!

Stock, Melone und Bärtchen. Es braucht eigentlich nur drei Utensilien, und schon hat man jenen Mann vor Augen, der sie ikonisch gemacht hat: Charles Spencer “Charlie” Chaplin. Der britische Komiker, Schauspieler, Regisseur, Drehbuchautor, Filmeditor, Komponist und Filmproduzent ist wahrscheinlich einer der berühmtesten Anzugträger überhaupt.

Erster Weltstar

Geboren am 16. April 1889 in London, begann er seine Karriere schon als Kind. Das Talent war ihm förmlich in die Wiege gelegt worden. Beide Elternteile feierten nämlich Erfolge mit Auftritten in Varietés. Zunächst war Charlie Chaplin in der Londoner Music Hall zu sehen, bevor er sich noch vor dem Ersten Weltkrieg auf eine Tournee durch die USA begab. Dort steckte die Filmindustrie gerade in den Kinderschuhen. Sie war es, die Chaplin zu Ruhm verhalf. Sogar zu so großem, dass der Brite heute als erster Weltstar der Geschichte gilt.

So beliebt der Stummfilmkomödiant auch war, vergaß er nie, auch sozialkritische Elemente und eine gewisse Tragik in seine Filme aufzunehmen. Inspiration dafür könnte er schon in seiner Kindheit geschöpft haben. Denn als Charlie sechs Jahre alt war, landete er mit seinem Bruder Sydney in einem Waisenhaus. Seine Mutter war für geisteskrank erklärt worden und sein Vater verstorben. Auf den Straßen Londons lernte er die ärmsten der Armen und deren Leben kennen. In seiner ikonischen Rolle, jenem des “Tramps” ist die Essenz seines Aufwachsens zu finden. Er ist nämlich der ärmliche Außenseiter mit den Manieren eines Gentleman. Und mit Stock, Melone, Bärtchen und nicht gerade fantastisch sitzendem Anzug.

Dazu befragt, soll er einst gesagt haben: „Alle meine Filme bauen auf der Idee auf, mich in Schwierigkeiten zu bringen, damit ich mich nachher verzweifelt ernsthaft darum bemühen kann, als normaler kleiner Gentleman aufzutreten.“ Er verkörperte so, welch hohen Güter Würde und Ehrbarkeit sind. Und das sind bis heute Eigenschaften, nach denen moderne Gentlemen streben. “Der Spazierstock steht für die Würde des Menschen, der Schnurrbart für die Eitelkeit und die ausgelatschten Schuhe für die Sorgen”, soll der Schauspieler erklärt haben.

Charlie Chaplins größte Erfolge

In nur vier Monaten entstanden die ersten sieben Filme mit dem Ausnahmetalent, meist in der Rolle des Vagabunden. 1915 durfte sich der junge Mann bereits über das “Einkommen eines Premierministers” sichern, wie ein Journalist in der “Kinematographischen Rundschau” 1915 festhielt. Puppen, Comics und Lieder rund um die Figur des Tramp entstanden. 1916 versammelten sich bereits überall dort, wo er auftrat, Menschenmengen. Noch mehr stieg der Hype rund um Charlie Chaplin nach dem Erscheinen von “Das Pfandhaus”, “Der Einwanderer” und “Die Rollschuhbahn”.

Bemerkenswerte Erfolge feierte “The Kid”, der erstmals im längeren Format zu sehen war. Ihn verlieh man in 50 Ländern. Gemeinsam mit Mary Pickford, Douglas Fairbanks und David Wark Griffith gründete Chaplin schließlich 1919 “United Artists”, eine Filmgesellschaft, die heute zu Metro-Goldwyn-Mayer gehört. Nachdem er sich lange gegen den aufkommenden Tonfilm gesträubt hatte, erschien mit “Der große Diktator” Chaplins erster und berühmtester Tonfilm. Besonders die ergreifende Rede am Ende, ein Apell an die Menschlichkeit, ist bis heute von immenser Bedeutung.

Charlie Chaplin privat

1929 und 1972 erhielt der Brite jeweils einen Ehrenoscar. Angeblich hielt der Applaus des Publikums bei der Verleihung im Jahr 1972 ganze zwölf Minuten an. Ein Rekord! 1973 durfte er schließlich seinen ersten und einzigen “richtigen” Oscar in Empfang nehmen. Ihn erhielt Chaplin für die Filmmusik von “Rampenlicht”. Chaplin hat geschafft, was nicht vielen Menschen gelingt. Er hat Figuren geschaffen, die längst Teil der Geschichte sind. Von großen Skandalen hielt sich der 1975 von Queen Elizabeth II. zum Ritter geschlagene Sir zeitlebens fern.

So große Erfolge das Ausnahmetalent auf der Bühne und auf Filmleinwänden feierte, so unglücklich verliefen seine Beziehungen. Chaplin war insgesamt vier Mal verheiratet, insgesamt hatte er elf Kinder. Bemerkenswert ist, dass bis auf zwei Töchter, über die man gar nichts weiß, alle den Weg in die Filmindustrie einschlugen und als Schauspieler und Schauspielerinnen arbeiteten oder immer noch arbeiten. Sein jüngster Sohn, Christopher Chaplin, betätigt sich heute vorrangig als Experimentalmusiker. Er steht beim österreichischen Musiklabel Fabrique Records unter Vertrag.